Das Trollkind



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Ein Bauernpaar verliert beim gemeinsamen Pferderitt das Liebste und Teuerste, ihren hübschen kleinen Sohn, den Stammhalter des stattlichen Hofes, an eine missgünstige Trollin, die den Knaben stiehlt und gegen ihr eigenes Kind, einen „Wechselbalg“, austauscht, ein hässliches, fehlgestaltetes Wesen. Gegen alle Anfeindungen, besonders ihres einsilbigen Mannes, des wohlhabenden, angesehenen Bauern, nimmt seine zutiefst menschliche Frau das unheilbringende Trollkind bei sich auf und pflegt es, als sei es ihr eigenes. Dabei scheint sie instinktiv zu ahnen, dass ihre Handlungen eine unmittelbare Rückwirkung darauf besitzen, wie die Trollin ihr schönes und in allem so ganz anderes Menschenkind behandelt, das den Unfall überstanden hat und nun im Wald leben muss. Ein Feuer auf dem Bauernhof setzt den dramatischen Höhepunkt, bringt den verlorenen Sohn zurück, und gleichzeitig die Auflösung dieser Geschichte. Das ist in wenigen Sätzen, ohne gleich alles zu verraten, die Inhaltsangabe einer um die Jahrhundertwende entstandenen, gleichnishaften Erzählung der schwedischen Literaturnobelpreisträgerin Selma Lagerlöf.

Der Autorin und einer sprachlich urwüchsigen, lebendigen deutschen Übertragung verdanken wir es, dass diese Geschichte, die auf alte Überlieferungen zurückgeht, auch heute nichts von ihrer Aktualität eingebüßt hat: der unendlich schwierigen Überwindung von Gewalt , Missgunst und Vorurteil durch uneigennützige Liebe, ebenso wie der immer wieder mühsam erkämpfte Schutz der Schwachen und Hilflosen in einer harten, unbarmherzigen Umgebung.

Selma Lagerlöf hat sich als eine Autorin von Weltgeltung bis zu ihrem Tod 1940 immer auf die Seite der Schwachen und Schutzbedürftigen gestellt. Ihr Gut in Maerbacka verwaltete diese Humanistin so, dass auch dann neue Arbeiter eingestellt wurden, wenn andere diese aus Wirtschafts- oder Kostengründen entließen. Noch in ihrem Sterbejahr ließ sie das Gold ihrer Nobelpreis-Medaille dem mutigen Finnenvolk als Unterstützung zukommen, das gegen einen gierigen, materialistischen Feind anzukämpfen hatte, dem es nicht zu genügen schien, bereits die größte Binnenlandmasse der Erde zu besitzen.

Heide Mende-Kurz hat sich von einer Norwegenreise inspirieren lassen, der Erzählung „Das Trollkind“ farbige Holzschnitte an die Seite zu stellen, die in ihrer Unmittelbarkeit den Eindruck des Geschriebenen lebendig hervortreten lassen. Gerade diese Illustrationen, mit ihrer aufs Wesentliche reduzierten Formensprache, lassen so die Schlüsselszenen des Textes wirkungsvoll Gestalt annehmen.

Die hier vorliegende, hochwertig gearbeitete Buchausgabe eignet sich hervorragend für Jung und Alt: zum Lesen und Betrachten ebenso wie zum gemeinschaftlichen Vorlesen.

Altersempfehlung: ab 10 Jahren.

 

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