Die Freie Interkulturelle Waldorfschule
Miteinander wachsen! Füreinander da sein! Voneinander lernen!
aus dem pädagogischen Konzept der Freien Interkulturellen Waldorfschule Mannheim
Mit der Gründung der Freien Interkulturellen Waldorfschule in Mannheim kam ein neuer Impuls in die Waldorfpädagogik und zugleich wurde die Waldorfschule wieder mit ihren Anfängen verbunden. Da die Waldorfpädagogik die Schüler:innen als Individuen freilassend ohne Druck fördert und durch das Klassenlehrer:innen Prinzip einen Schwerpunkt in der Beziehungsarbeit hat, ist sie, wie kaum eine andere Pädagogik geeignet, Kinder und Jugendlichen, die im regulären Schulsystem durch die Maschen rutschen, zu begleiten und zu integrieren.
Vielfalt als Chance sehen!
Während die ursprünglich als Betriebsschule für Kinder der Arbeiter:innen der Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik gegründete Waldorfschule inzwischen den Ruf einer Eliteschule für Privilegierte hat, wird in den Interkulturellen Waldorfschulen auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen einkommensschwachen und einkommensstarken Haushalten geachtet und Wert auf Multikulturalität gelegt. Die Schulen haben ihre Standorte in den sogenannten sozialen Brennpunkten der Städte. Für die Pädagog:innen entsteht daraus die Herausforderung, mit den nationalen, religiösen und weiteren Vorurteilen umzugehen, nicht nur unter den Schüler:innen, sondern auch in den Elternhäusern und sich auf den Weg hin zu einer Erziehungskunst zu machen, die lebendig mitten im Leben wirkt. Der Lehrplan der Schulen ist nicht wie üblich christlich geprägt, sondern überkonfessionell, dies bedeutet eine Vielfalt an Jahresfesten, eine größere Auswahl an Märchen und Legenden in den ersten Klassen und auch z.B. andere Schwerpunkte im Geschichtsunterricht.
Christoph Doll, der die Interkulturelle Waldorfschule in Mannheim mit aufbaute und gestalterisch bei der Gründung der Interkulturellen Waldorfschule in Berlin mitwirkte, äußert sich dazu auf der Seite Waldorf-Ideen Pool:
Wir leben im Zeitalter der Globalisierung – die Welt wächst immer stärker zusammen. Damit steht die Pädagogik vor einer neuen Herausforderung: Es gilt, Grundlagen für eine interkulturelle Begegnungsfähigkeit zu schaffen, indem gegenseitiges Verstehen und wechselseitige Toleranz gefördert werden. Konkret realisieren lässt sich ein solches Anliegen in der gemeinsamen Erziehung von Kindern, die verschiedenste religiöse und kulturelle Hintergründe mitbringen. Denn damit bietet sich die Chance, in einer Schulgemeinschaft einen großen Reichtum von Lebensformen, Traditionen und Festen kennen- und respektieren zu lernen. Allerdings vollzieht sich eine solche Entwicklung nicht automatisch – sie muss durch das Schulkonzept und die Unterrichtsmethode gezielt veranlagt werden.
Ein Schwerpunkt der Schulen liegt auf dem Erlernen von Sprachen. So haben die Kinder zum einen die Möglichkeit, in ihre Muttersprache einzutauchen und zum anderen können sie im Fach „Begegnungssprache“ die Sprache ihrer Mitschüler:innen erleben.
Die erste Interkulturelle Waldorfschule
Die Freie Interkulturelle Waldorfschule Mannheim liegt im Stadtteil Neckarstadt-Ost in direkter Nähe zur Neckarstadt-West. Beide Stadtteile sind eng miteinander verbunden, auch wenn der im Osten liegende Bezirk sich nach und nach eher zum hippen Stadtteil mausert, während Neckarstadt-West mit dem höchsten Bevölkerungsanteil mit Migrationshintergrund in Mannheim als Brennpunkt gilt.
Die erste Waldorfschule interkultureller Ausprägung in Europa. Der Impuls der Schulgründung fiel in eine Zeit, in der die Welt zu wanken schien.
Ende der 70iger Jahre wurde an diesem Brennpunkt ein Waldorfkindergarten gegründet. Die Möglichkeiten der Waldorfpädagogik wurden für die Familien mit Migrationshintergrund und schwierigen sozioökonomischen Bedingungen als besonders sinn- und wertvoll erlebt. Um diese Förderung mit dem Eintritt in die Schule nicht abzubrechen, entstand der Impuls, eine Waldorfschule mit interkulturellem und sozial-integrativem Ansatz als Ganztagsschule zu gründen. So wurde am 11. September 2003, genau zwei Jahre nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center, mit maßgeblicher Beteiligung der Akademie für Waldorfpädagogik und dem zu dieser Zeit dort tätigen Dozent Albert Schmelzer die erste Freie Interkulturelle Waldorfschule mit 36 Schülern in zwei Klassen gegründet.
Inzwischen gibt es auch in Dresden und Berlin Interkulturelle Waldorfschulen.
Im Sinne einer sozialen Gemeinschaft und damit alle Kinder, ungeachtet ihrer Herkunft oder sozialen Stellung die Interkulturellen Waldorfschulen besuchen können, tragen Familien mit höherem Einkommen mit höheren Beiträgen dazu bei, dass einkommensschwächere Familien wesentlich entlastet werden können. Dennoch sind gerade diese besonderen Schulen auf Unterstützung und Spenden angewiesen!
Eines der Ziele von Waldorfshop ist es, die Waldorfpädagogik zu fördern und vielen Menschen zugänglich zu machen. Daher arbeiten wir mit der Freien Interkulturellen Waldorfschule in Mannheim zusammen und spenden gern. Wir freuen uns, wenn auch ihr die Interkulturellen Waldorfschulen auf eine euch mögliche Art und Weise unterstützen könnt!
Die Bilder dieses Beitrags entstanden während eines Besuchs in der Freien Interkulturellen Waldorfschule in Mannheim.
Mehr über Waldorfschulen erfahrt ihr in den Beiträgen „Die Waldorfschule“ und „Elemente der Waldorfschule„.