Die Waldorfschule
Das Kind in Ehrfurcht aufnehmen, in Liebe erziehen, in Freiheit entlassen
Rudolf Steiner
Waldorfschule – was ist das?
Freie Waldorfschulen sind sogenannte Ersatzschulen, welche den Schulformen des öffentlichen Schulwesens entsprechen und grundsätzlich die gleichen Unterrichtsinhalte wie öffentliche Schulen anbieten. Sie arbeiten jedoch nach eigenen Lehr- und Erziehungsmethoden. Bei den Waldorfschulen bildet die Waldorfpädagogik, welche auf Basis der Anthroposophie von Rudolf Steiner entwickelt wurde, die Grundlage für den Lehrplan. Hauptanliegen der Freien Waldorfschulen ist es, ein Ort zu sein, an dem sich Kinder frei entwickeln, kreativ sein und mit Begeisterung und Freude Neues lernen können.
Die Schüler:innen können 12 bis 13 Jahre an der Waldorfschule sein. In dieser Zeit ist ein Sitzenbleiben nicht möglich und die Schüler:innen bleiben immer im gleichen Klassenverband. In den ersten 6 bis 8 Jahren begleitet ein:e Klassenlehrer:in die Klasse. Die Schulzeit ist in die Unter-, Mittel- und Oberstufe eingeteilt. An der Waldorfschule können alle regulären Abschlüsse erworben werden. Nach den 12 Jahren „Waldorf Schulzeit“ besteht an vielen Schulen die Möglichkeit, im 13. Jahr das Abitur zu absolvieren. Durch das vielfältige Angebot an künstlerisch-handwerklichem und bildhaftem Unterricht kann ein breiter Fokus auf die Entwicklung der Fähigkeiten der Schüler:innen gelegt werden. Weitere Besonderheiten sind der Epochenunterricht, in dem Sachgebiete in sich geschlossen behandelt werden.
Als Schule für Arbeiterkinder gegründet, ist die Waldorfschule durch ihren Status als Privatschule immer mehr zu einer Art „Elite-Schule“ geworden. Interkulturelle Waldorfschulen, wie z.B. in Mannheim und Berlin versuchen dem entgegenzuwirken. Grundsätzlich steht die Waldorfschule allen Kindern offen, ganz unabhängig von Religion, ethnischer Herkunft, Weltanschauung und Einkommen der Eltern.
Die Geschichte der Waldorfschule
Seit der Gründung der ersten Waldorfschule 1919 durch Rudolf Steiner und Emil und Berta Molt sind über 100 Jahre vergangen und doch wirkt der anthroposophische, pädagogische Ansatz der Waldorfschule aktuell wie eh und je.
Nach der Gründung wuchs die Schule sehr schnell. Zu Beginn war die Schule für die Kinder der Arbeiter:innen der Waldorf Astoria Zigarettenfabrik gedacht, aber nach und nach kamen viele andere Kinder, deren Eltern nach dem Ende des 1. Weltkrieges nach menschlicheren Werten und einer neuen Pädagogik suchten. Die Gründungslehrer:innen besuchten einen 14-tägigen Kurs, in denen sie durch Rudolf Steiner auf ihre Aufgabe vorbereitet wurden. Die Umsetzung der neuen Pädagogik fand im schulischen Alltag gemeinsam mit den Kindern statt. Waldorfpädagogik ist also etwas, das auf den geisteswissenschaftlichen Grundlagen der Anthroposophie im Augenblick mit den anwesenden Menschen in gemeinsamer Entwicklung geschieht.
- Gründung der Waldorfschule im September 1919 in Stuttgart mit 12 Gründungslehrer:innen.
- Bis zum Beginn des 2. Weltkrieges Gründung von 34 weiteren Waldorfschulen in Deutschland, der Schweiz, Holland, England, Norwegen, Schweden, Ungarn, Österreich und den USA.
- Schließung der Schulen in Deutschland, Österreich, Ungarn, teilweise in Holland und in Norwegen nach Machtübernahme der Nationalsozialisten.
- Ab 1945 Verbreitung der Waldorfbewegung, Wiedereröffnung und Neugründung von Waldorfschulen auf der ganzen Welt.
- Die Waldorfbewegung ist heute mit etwa 1.100 Schulen und über 2.000 Kindergärten eine der größten freien Schulbewegungen weltweit.
Die deutschen Waldorfschulen haben sich im Bund der Freien Waldorfschulen zusammengefunden.
Der Lehrplan der Waldorfschulen
Der Waldorf-Lehrplan beruht auf dem von Rudolf Steiner entwickelten anthroposophischen Menschenbild. Die Unterrichtsinhalte und Unterrichtsformen werden auf die Prozesse kindlichen Lernens und auf die Stufen menschlicher Entfaltung und Entwicklung abgestimmt.
Auf der Webseite der Pädagogischen Forschungsstelle findet sich folgendes Zitat:
„Der ideale Lehrplan muss das sich wandelnde Bild der werdenden Menschennatur auf ihren verschiedenen Altersstufen nachzeichnen, aber wie jedes Ideal steht er der vollen Wirklichkeit des Lebens gegenüber und muss sich dieser einfügen. Zu dieser Wirklichkeit gehört vieles: es gehört zu ihr die Individualität des Lehrers, der einer Klasse gegenübersteht, es gehört zu ihr die Klasse selbst mit der ganzen Eigenart jedes einzelnen Schülers, es gehört zu ihr die weltgeschichtliche Zeit und der bestimmte Ort der Erde mit seinen geltenden Schulgesetzen und Schulbehörden, an dem die Schule steht, die den Lehrplan verwirklichen will. Alle diese Gegebenheiten modifizieren den idealen Lehrplan und fordern Wandlungen und Verständigungen, und die Erziehungsaufgabe, die uns vom Wesen des heranwachsenden Menschen gestellt ist, kann nur gelöst werden, wenn der Lehrplan in sich selbst Beweglichkeit und Bildsamkeit hat.“
von Heydebrand, „Vom Lehrplan der Freien Waldorfschule“, Stuttgart 1994, S. 11f.
Auf der Seite vom Bund der Freien Waldorfschulen findet sich ein interaktiver Stundenplan der Waldorfschulen, über den ihr einen umfassenden Eindruck zu den Inhalten des Lehrplans bekommen könnt.
Was versteht man unter Waldorfpädagogik in der Waldorfschule?
In „Die Erziehung des Kindes“ beschreibt Rudolf Steiner verschiedene Mottos für die Jahrsiebte. Das Motto des 2. Jahrsiebt ist: „Die Welt ist schön“ und die Kinder sollten die Erwachsenen als liebevolle Autorität wahrnehmen dürfen. Durch die Anwendung der Waldorfpädagogik in der Schule erfahren die Schüler:innen ein ganzheitliches Lernen und können sich so ihrem Wesen gemäß entwickeln und als selbstdenkende, mitfühlende und zum Handeln fähige Menschen in die Welt und in ihre Erwachsenen-Biografie gehen.
In den Filmen von Maria Knilli könnt ihr eine Klasse über einen Zeitraum von zwölf Jahren an der Freien Waldorfschule in Landsberg am Lech – dem Standort des Waldorfshop – begleiten. Ihr findet die Filme in unserem Onlineshop:
Schulmaterialien in der Waldorfschule
Mit dem Eintritt in die Schule beginnt ein neuer, aufregender Lebensabschnitt für eure Kinder und Euch. Neben der besonderen Pädagogik im Sinne der Anthroposophie werden an der Waldorfschule teilweise auch andere Schulsachen als an staatlichen Schulen verwendet. Zum klassischen Waldorfschul-Schulbedarf gehören in den unteren Klassen unter anderem Rollmäppchen, Buntstifte, Epochenhefte, Wachsmalstifte und Wachsmalblöckchen. Die so genannten Epochenhefte gestalten die Kinder mit den von den Lehrern vermittelten Unterrichtsinhalten selbst. Sie werden statt Schulbücher genutzt. Im Gegensatz zu einem exakt zeichnenden Stift oder Bleistift ermöglichen Wachsmalstifte und Wachsmalblöckchen eine freiere und kreative Gestaltung der Schulhefte.
Ursprünglich entstand der Waldorfshop aus dem Wunsch heraus, dieses besondere Schulmaterial online für Waldorfschüler:innen, Waldorflehrer:innen und Eltern zur Verfügung zu stellen. Unser Sortiment hat sich zwar erweitert, aber nach wie vor ist der Waldorf-Schulbedarf einer unserer Schwerpunkt. Daher freuen wir uns sehr, wenn ihr in unserer Kategorie Schulbedarf stöbert und tolle Materialien für den Unterricht an Waldorfschulen entdeckt!